L-2-Hydroxyglutaryl-Azidurie bei Staffordshire Bull Terrier (L-2-HGA)

L-2-HGA (L-2-Hydroxyglutaryl-Azidurie) ist eine neurometabolische Krankheit, die verschiedene klinische neurologische Probleme einschließlich psychomotorischer Retardierung, Anfälle (ähnliche wie bei Epilepsie), Ataxie (beobachtet als „labiles Gehen", Muskelsteifheit) verursacht. Diese Krankheit ist durch Erhöhung von L-2-Hydroxyglutarsäure im Harn, in der Plasma und der zerebrospinalen Flüssigkeit charakterisiert.

L-2-Hydroxyglutarat wird im gesunden Körper normal auf Alpha-Ketoglutarat metabolisiert. Bei den unter L-2-HGA leidenden Hunden kommt es zur Ansammlung von L-2-Hydroxyglutarat im Körper, was zur Beschädigung des Zentralnervensystems führt. Die klinischen Symptome zeigen sich im Alter von 6 Monaten bis 1 Jahr (aber können auch erst viel später auftreten). Klinische Symptome der L-2-HGA, die im ersten Absatz angeführt wurden, sind nicht nur für diese Krankheit spezifisch, sie können auch andere Krankheiten, wie z.B. primäre Epilepsie, Hirntumor und Meningitis begleiten. Die L-2-HGA kann nur mit Hilfe von MRI (magnetische Resonanz) eindeutig klinisch diagnostiziert wird.

 

L-2-HGA ist eine autosomal rezessiv vererbte Erkrankung. Das heißt, daß diese Krankheit nur bei Homozygoten, Hunden mit beiden mutierten Allelen „r/r" und keinem normalen Allel erscheint. Der mutierte Homozygot vererbte ein mutiertes Allel von beiden Elternteilen. Im Falle, daß zwei heterozygote Tiere („R/r"-Träger) gedeckt werden, 25 % der Nachkommen werden gesund sein, 50 % der Nachkommen werden Träger sein und 25 % vererben von beiden Eltern mutiertes Allel „r" und werden mit L-2-HGA betroffen.

Der molekulargenetische Test entdeckt zuverlässig den Überträger des mutierten Allels, der nicht klinisch erkrankt ist.

 

 

 


Hereditäre Katarakt (HC- hereditary cataract)

Die Katarakt (grauer Star) ist eine Erkrankung der Augenlinse, die zur Linsentrübung führt. Katarakt ist sehr oft auftretende erbliche Krankheit, die bei mehr als 70 Hunderassen vorkommt. In Zusammenhang mit den erblichen Formen der Katarakt bei Hunden wurden mehrere Vererbungsformen beschrieben. Die meisten Former der HC werden autosomal rezessiv vererbt, aber es gibt ebenfalls Formen, die autosomal dominant, bzw. polygenisch vererbt werden. Katarakte stellen die Hauptursache der Blindheit bei Hunden vor.
Hereditäte Katarakte werden sehr oft als primäre Katarakte bezeichnet. Als sekundäre Formen werden Folgeerscheinungen anderer Augenerkrankungen, z.B. der progressiven retinalen Atrophie, des Glaukoms, retinaler Dysplasie, und anderer Stoffwechselstörungen, u.a. bezeichnet. Katarakte können auch in Folge einer Augenverletzung (traumatische Katarakt) oder als Alterserscheinung, so-genannte senile Katarakt auftreten.
Erbliche Formen der primären Katarakt zeichnen sich durch ein rassenspezifisches Erscheinungsbild hinsichtlich des betroffenen Teils der Linse, des Alters beim Auftreten klinischer Erscheinungen, der Verlaufsgeschwindigkeit und des Grads der beidseitigen BetroffenheitHC bei Staffordshire Bullterriern, französischen Bulldoggen und Boston Terriern (beim Boston Terrier handelt sich es um juvenile Form der hereditären Katarakt; diese Form wird auch beim französischen Bulldogge vorausgesetzt) wird autsomal rezessiv vererbt. Die klinischen Symptome erscheinen im Laufe des ersten Lebensjahrs. Die Katarakt entwickelt sich immer in beiden Augen (so genannte bilaterale Katarakt). Die Erkrankung ist progressiv, d.h. dass sich die Krankheit mit dem Alter verschlechtert und endet mit vollständiger Erblindung im Alter von ungefähr drei Jahren.

 

Die HC (beim Staffordshire Bull Terrier und Boston Terrier) ist durch Mutation der Insertion 1 bp im Exon 9 des HSF 4 Gens (Heat shock factor protein 4) verursacht. Diese Mutation verursacht Verschiebung des Leserasters und führt zur Bildung eines vorzeitigen Stopkodons (Mellersh et al. 2006). Diese Mutation wurde zum ersten Mal bei Staffordshire Bullterriern beschrieben. Gleiche Mutation wurde nachfolgend beim Boston Terrier (Mellersh et al. 2007) gefunden, beim welchen sie nur die juvenile Form der Katarakt, so-genannte EHC (early onset hereditary cataract) und nicht die später einsetzende Formen der Katarakt, so-genannte LHC (late-onset hereditary cataract) verursacht. Die oben angeführte Insertion wurde auch bei französischen Bulldoggen festgestellt.

 

HC ist eine autosomal rezessiv vererbte Erkrankung. Das heißt, daß diese Krankheit nur bei Homozygoten, Hunden mit beiden mutierten Allelen „r/r" und keinem normalen Allel erscheint. Der mutierte Homozygot vererbte ein mutiertes Allel von beiden Elternteilen. Im Falle, daß zwei heterozygote Tiere („R/r"-Träger) gedeckt werden, 25 % der Nachkommen werden gesund sein, 50 % der Nachkommen werden Träger sein und 25 % vererben von beiden Eltern mutiertes Allel „r" und werden mit HC betroffen.